2. Literarischer Abend

Am 27. Januar 2025 wurde die Reihe der Literarischen Abende fortgesetzt, die die Universitätsgesellschaft zusammen mit dem Institut für Anglistik veranstaltet. Die Reihe widmet sich den Jubiläen wichtiger Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Dieses Jahr begannen wir aus Anlass des 75. Todestages George Orwells mit einer Würdigung seines literarischen und essayistischen Schaffens im Großen Vortagssaal der Bibliotheca Albertina.

Im Namen der Universitätsgesellschaft begrüßte Herr Dr. Jürgen Ronthaler im fast vollbesetzten Raum die interessierten Besucher, bevor er das Wort zu einer inhaltlichen Einleitung an Kulturmoderator Gottfried Haufe übergab. Im Publikum saßen neben Mitgliedern der Universitätsgesellschaft und des Instituts für Anglistik eine große Zahl Studierender. Herr Haufe gab zunächst seiner Freude darüber Ausdruck, dass die positive Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren der Universität und der Zivilgesellschaft fortgesetzt werden kann, und bedankte sich für die Unterstützung der Universitätsgesellschaft für diese und weitere bereits geplante Veranstaltungen.

Der Hauptteil der Veranstaltung war wieder als Podiumsgespräch konzipiert. Herr Haufe näherte sich im Austausch mit den beiden Anglisten, Dr. Maria Fleischhack und Dr. Jürgen Ronthaler, dem sowohl im Leben als auch in seinen Schriften sehr komplexen Autor George Orwell an.

Dies geschah zunächst biographisch, indem Orwells Leben von seiner Geburt in Burma über seine Jugend in England bis hin zu seinen späteren Reisen und Aufenthalten in verschiedenen Ländern der Welt Gegenstand der Diskussion war. Gemeinsam erörterten die Gesprächspartner in gewohnter, lockerer und zum Teil humoristischer Weise die oft tragischen und berührenden Themen. Diese umfassten zunächst die sich aus Orwells eigenem Erleben gespeiste kritische Auseinandersetzung mit der imperialen Herrschaft Großbritanniens in seinen Kolonien, wie er sie in seinem rückblickenden Essay „Shooting an Elephant“ (1936) eindrücklich gestaltet hat. Weiterhin würdigte die Diskussion Orwells Sensibilität für das Elend im Leben der untersten Schichten der Gesellschaft, die er auch persönlich in den Slums von London und Paris erlebte und in seinem Werk „Down and out in Paris and London“ (1933) beschrieb. Sowohl seine prägenden Erlebnisse im Spanischen Bürgerkrieg als auch die Auseinandersetzung mit Sprache und Politik, die mehrere seiner Werke durchdrangen, waren Gesprächsgegenstände. Insgesamt kam im ersten Teil unserer Veranstaltung der komplexe Charakter des Orwellschen Schaffens deutlich zum Ausdruck und der Widerspruch zwischen heftiger Kritik der imperialen und kapitalistischen Gesellschaftsverhältnisse und seinem vor allem im zweiten Weltkrieg zunehmenden Patriotismus für sein Heimatland.

Im zweiten Teil standen dann Orwells Hauptwerke „Animal Farm“ (1945) und „1984“ (1949) im Mittelpunkt. Neben den darin beschriebenen politischen Themen waren die sprachlich-satirischen Leistungen des Schriftstellers Orwell von Interesse. Kurze Zitate aus seinem Essay „In Defence of English Cooking“ (1945) bildeten einen humoristischen inhaltlichen Abschluss der Veranstaltung. Darauf wurden die Gäste eingeladen zu einem kleinen Empfang mit Wein und Brezeln, der die Möglichkeit bot, interessante Aspekte des Abends in zwangloser Runde zu besprechen. Die Universitätsgesellschaft dankt allen die die Gestaltung und Umrahmung des Abends ermöglicht haben. Für alle, die den Abend verpasst haben oder die Thematik nochmals Revue passieren lassen wollen, empfehlen wir den Podcast JubilJahr.

In Planung für das Jahr 2025 sind Literarische Abende und Podcasts zu „Edgar Wallace und die englische Kriminalliteratur“ sowie zu „Jane Austen“.