Gemeinsamer Besuch des Ägyptischen Museums 2025

Das Ägyptische Museum „Georg Steindorff“ der Universität Leipzig öffnete am 8. April 2025 seine Türen für die Mitglieder der Universitätsgesellschaft Leipzig. Die Kustodin der Sammlung, Dr. Jana Helmbold-Doyé, empfing die interessierten Gäste in der ehemaligen Schalterhalle des Bankhauses Kroch, die heute als zentraler Ausstellungsraum dient.

Im Rahmen der Führung stellte die Kustodin ausgewählte Exponate vor, die die Vielfalt und den kulturhistorischen Wert der Sammlung verdeutlichen. Der Sarkophag des Hedbastiru aus der Spätzeit nimmt dabei eine besondere Stellung ein – 1840 von Gustav Seyffarth erworben, legte er als erstes großes Ausstellungsstück den Grundstein für die heutige Sammlung. Nicht minder bedeutsam ist das Kopffragment einer Statue des Pharaos Chephren, das an prominenter Stelle im Zentrum präsentiert wird. Es besteht aus sieben Bruchstücken, die während Steindorffs Grabung 1909-1910 an den Pyramiden von Gizeh im Sand verstreut gefunden und später akribisch zusammengesetzt wurden.

Besondere Aufmerksamkeit erregten idealtypische Paarstatuen aus dem Alten Reich, die einen lebendigen Einblick in die ägyptische Kunsttradition dieser Epoche vermitteln und zu Reflexionen über die Selbstwahrnehmung der dargestellten Menschen anregen. Die Grabausstattung des Totenpriesters Herischefhotep aus der Ersten Zwischenzeit faszinierte die Besucher durch ihren außergewöhnlichen Detailreichtum. Ein weiterer Höhepunkt war die Betrachtung einer Nofretete-Büste aus der Amarna-Zeit des Neuen Reiches. Das Original fiel einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zum Opfer. An seiner Stelle steht heute ein Gipsabguss als mahnende Erinnerung an die Kriegszerstörungen, denen auch in Leipzig zahlreiche Kulturgüter zum Opfer fielen. Dr. Helmbold-Doyé schätzt, dass die Zahl der bisher katalogisierten 7.000 Stücke nach vollständiger wissenschaftlicher Erschließung auf über 10.000 anwachsen könnte.

Das Museum trägt den Namen von Georg Steindorff, der als renommierter Ägyptologe maßgeblich die Entwicklung der Sammlung prägte und Leipzig als bedeutendes Zentrum der ägyptologischen Forschung in Deutschland etablierte. Zwischen 1893 und 1934 wandelte er die vorhandene kleine Lehrsammlung in ein vollwertiges Museum um.

Derzeit bereichert die Sonderausstellung „Bündel der Ma’at“ des Künstlers Jens Kanitz das Museum. In einem dialektischen Ansatz werden moderne Skulpturen, Bilder und Fotografien zwischen den antiken Exponaten platziert, um Besucher einzuladen, Verbindungen zwischen der altägyptischen und unserer heutigen Kultur zu herzustellen. Der Begriff „Ma’at“ bezeichnet ein vielschichtiges Konzept, das je nach Kontext Ordnung, Gerechtigkeit, Wahrheit oder Gleichgewicht bedeuten kann und in der ägyptischen Kunst häufig allegorisch dargestellt wurde.

Die anwesenden Mitglieder der Universitätsgesellschaft konnten durch diesen Besuch eine herausragende wissenschaftlich fundierte Sammlung der Universität Leipzig kennenlernen.

Text: Albrecht Peikert

Fotos: J.E. Mathias