Gemeinsamer Besuch der Oper "Der Rosenkavalier"

Am 18. Juni war die Universitätsgesellschaft zu Gast in der Oper Leipzig. Gezeigt wurde „Der Rosenkavalier“ komponiert von Richard Strauss mit dem Libretto von Hugo von Hofmannsthal. Im Rahmen der Veranstaltung sprach die begleitende Dramaturgin der Oper Leipzig, Dr. Kara McKechnie, mit unseren Mitgliedern über die kulturgeschichtlichen Hintergründe des Werkes und ihre künstlerische Vermittlung.

Die verheiratete Feldmarschallin Maria Theresa schickt ihren jungen Geliebten Octavian als Brautwerber aus, um im Namen ihres etwas plumpen und liebestollen Verwandten Barons Ochs auf Lerchenau um die Hand der jungen, neureichen Sophie anzuhalten. Bei der Übergabe der silbernen Rose verlieben sich Octavian und Sophie jedoch unsterblich ineinander und beschließen, die geplante Hochzeit zu verhindern. Nach einer turbulenten Intrige, die den Baron öffentlich demütigt, gibt die Marschallin in wehmütiger Voraussicht ihren ehemaligen Geliebten frei und ebnet so den Weg für das Glück des jungen Paares.

Durch die analytische Interpretation der szenischen Umsetzung mit der Dramaturgin Dr. Kara McKechnie hatten unsere Vereinsmitglieder Gelegenheit, das Werk „Rosenkavalier“ auf theaterwissenschaftlicher Grundlage besser verstehen zu lernen.

Das Bühnenbild und die Kostüme der Inszenierung erzählen vom Wandel der Zeiten. Im ersten Akt ist das Gemach der Marschallin im floralen Jugendstil des frühen 20. Jahrhunderts gestaltet. Schon im zweiten Akt wird das Fortschreiten der Zeit ersichtlich, das Palais des Herrn von Faninal protzt mit monumentalem Neoklassizismus aus den 1930er Jahren. Im dritten Akt sieht der Zuschauer die Szene des ersten Aktes wieder vor sich, doch verwandelt und durchsetzt von Elementen der 80er Jahre.

Als zentrale Themen des Stücks sieht die Dramaturgin die Fragen nach Zeit, Jugend, Alter und Verwandlung. Das Werk zeichnet kein getreues Bild der Zeit der Habsburger Monarchie in der Regentschaft von Kaiserin Maria Theresia, wie McKechnie betont, sondern es bildet vielmehr die kulturellen, politischen und zivilisatorischen Transformationen ab, die über lange Zeiträume ablaufen.

Die Übergabe einer Rose durch einen jungen Kavalier, die Freiwerbung für einen anderen, ist ein erfundener Brauch, der keine historische Grundlage besitzt. Er steht symbolisch für die Dynamik, die sich in jeder Epoche erneut zwischen den Generationen abspielt. So sagte schon der Librettist Hugo von Hofmannsthal, auf seinen Text angesprochen, dass viel mehr von der Gegenwart in der Vergangenheit sei, als man ahnt.

Text: Albrecht Peikert

Bilder: Kirsten Nijhof