Wolfang Natonek gewidmete Preise für besonderes Engagement im Studium
Seit 1996 verleiht die Vereinigung von Förderern und Freunden der Universität Leipzig, die heutige Universitätsgesellschaft, jährlich den Wolfgang-Natonek-Preis. Er wurde an Studierende für hervorragende Studienleistungen und gesellschaftliches Engagement verliehen. Natonek symbolisiert das mutige Engagement für Freiheit und Demokratie in den Anfängen der DDR, das von der SED nur gewaltsam unterdrückt werden konnte.
Wolfgang Natonek (1919–1994) war der erste freigewählte Studentenratsvorsitzende nach dem 2. Weltkrieg an der Universität Leipzig. Als Sohn eines jüdischen Schriftstellers musste der in Leipzig geborene Wolfgang Natonek schon durch die Nationalsozialisten schwere Schikanen erdulden. Dadurch war ihm erst nach dem Krieg die Aufnahme eines Anglistik- und Geschichtsstudiums an der Universität Leipzig möglich. 1947 wurde er zum Studentenratsvorsitzenden gewählt. Trotz heftigen Drucks von Seiten der SED verteidigte er dieses Amt auch bei den folgenden Universitätswahlen. Über die sowjetische Besatzungszone hinaus bekannt wurde Natonek durch seine Rede auf dem Eisenacher Studententreffen zu Pfingsten 1948, doch auch diese Bekanntheit schützte ihn nicht vor der Verhaftung im November 1948 und der Verurteilung zu 25 Jahren Zwangsarbeit. Damit war die demokratische Studentenselbstverwaltung zerschlagen und der Weg frei für die Dominanz der SED-Gruppierungen. Nach seiner Entlassung 1956 setzte Natonek sein Studium in Göttingen fort und war nach dem Abschluss mehr als zwei Jahrzehnte Gymnasiallehrer und ab 1974 Fachleiter für Geschichte am Studienseminar Göttingen. Er starb am 21. Januar 1994.
Für seinen großen Einsatz für die akademische und politische Freiheit verlieh ihm der Sächsische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst auf Vorschlag der Universität Leipzig 1992 den Titel eines Professors. In diesem Jahr besuchte er die Universität Leipzig und hielt eine bewegende Ansprache auf der Immatrikulationsfeier.